Spannende Diskussionen rund um die Growth-Debatte
Am 25. Januar 2023 setzte eine Delegation des Helmut-Schmidt-Gymnasiums aus Wilhelmsburg nach Rissen über, um über „Unendliches Wachstum und seine Grenzen“ zu sinnieren und sich unter anderem mit der Dichotomie zwischen Green Growth und Degrowth auseinanderzusetzen.
Nach einer Bestandsaufnahme der aktuellen Weltlage ging es schnell in die Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, Keynesianismus und Monetarismus wurden differenziert, spannende Negativbeispiele für beide Schulen thematisiert.
Es ging um Pyramidenbau in Berlin, Robert Habecks neuste Pläne zum BIP und nebulöse Schweizer Think Tanks.
Zuviel Regulierung schnüre unternehmerischer Kreativität den Hals zu, zitierte eine Arbeitsgruppe neoliberale Argumente und versuchte Kritikpunkte von Sozialer Ungleichheit über Umweltbelastung bis hin zu Monopolbildung zu entkräften.
Über einen geschichtlichen Bezug zur Genese des Kapitalismus, dessen Spielarten und Funktionsweisen gelangte die Gruppe zusammen mit dem Referenten Marius Fröchling schließlich bis zur Analyse neoklassischer Wirtschaftsmodelle. Progressive Gegenbewegungen wie die der Postwachstumsökonomie wurden lebhaft diskutiert und hinterfragt: Wie soll Degrowth in einer pfadabhängigen Konsumgesellschaft realistischerweise massenkompatibel gemacht werden? Wie gelingt soziale Diffusion?
Liveschalte mit Ökonomen vertiefte die Diskussion
Schließlich wurde Helmut Federmann, progressiver Ökonom, jahrelang aktiv in Politik und Wissenschaft, zugeschaltet. Dieser beschwor die problematischen Grundannahmen von Neoklassik, aber auch von sozialistischen Systemen, nämlich dass die Natur unerschöpfliche Quelle für Produktion sei. Und es wurde interdisziplinär: Federmann führte die Gesetze der Thermodynamik an, um ein gesünderes Verhältnis zwischen Mensch und Materie zu kultivieren.
Radikalisierungsgefahr wie in den RAF-Jahren?
In Bezug auf Bewegungen wie Extinction Rebellion und Fridays for Future fand Federmann ermutigende Worte, warnte gleichzeitig vor einer Radikalisierung wie in RAF-Zeiten, die er intensiv miterlebt habe. Er erinnerte aber auch an alte Erfolge: Einer seiner Anträge bei der Lokalpartei im Ortsverein habe es am Ende auf die Agenda der Bundespartei geschafft und sei schließlich in geltendes Gesetz gegossen worden. So werde Politik gemacht - Mit Beharrlichkeit, Überzeugungsarbeit, Herzblut und langem Atem.
Debatte um Schulsystem bewegt die Schülerschaft
Im selbstgewählten Debattenthema schwenkte die Delegation des Helmut-Schmidt-Gymnasiums, inspiriert durch eine spontane Diskussion am Vormittag, auf ein bildungspolitisches Thema um: "Steht das deutsche Schulsystem der individuellen Entwicklung der Schülerschaft im Weg?" Definitiv, so befand es die Pro-Seite, es sollte viel mehr Raum für Individualisierung gegeben werden. Erst viel zu spät sei dies in Form von Fächerwahl oder Profilbildung wirklich möglich. Die Gegenseite hatte ebenfalls gute Argumente: Das Schulsystem verzeihe vieles, gebe so weitreichende Gelegenheiten zum persönlichen Wachstum und bereite auf die Arbeitswelt vor, in der schließlich auch nicht immer Wahlfreiheit bestehe.
Gute Bewertung durch unsere Gäste
„Mir gefiel der Tag im Haus Rissen, die Referierenden waren ganz sympathisch, die Debatte war sehr interessant, sehr liebe Menschen“
„Die Diskussionen und Fachgespräche waren sehr interessant und die Meinungen zum Spannungsfeld zwischen De-Growth und Green Growth unglaublich spannend.“
„Man konnte sehr frei argumentieren. Es war sehr abwechslungsreich.“
Mit einem großen Dankeschön für sehr kernige Diskussionen, ein sehr höfliches Auftreten und eine insgesamt überaus engagierte Teilnahme senden wir dem Komitee des Helmut-Schmidt-Gymnasiums viele politische Grüße!