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Nachbericht zur Abendveranstaltung

Nachbertrachtung Afghanistan

Mit Eveline Viehboeck, United Nations (OCHA), Dr. Ellinor Zeino, Konrad Adenauer Stiftung und Tobias Oldenburg, Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e.V bezogen drei spannende Persönlichkeiten Stellung zum Thema Afghanistan.

Die Referierenden teilten bei dieser ersten digitalen Abendveranstaltung 2022 mit dem interessierten Publikum ihre Erfahrungen und Einschätzungen, im Nachgang zum Truppenabzug aus Afghanistan im August 2021.

Rückblick auf 20 Jahre in Afghanistan

Den Auftakt machte an diesem Abend Geschäftsführerin Verena Fritzsche mit ihrer Begrüßung und einer Vorstellung der Bildungsarbeit im HAUS RISSEN. Sodann setzte Tobias Oldenburg mit einem kurzen Abriss über die Geschehnisse von 2001-2021 fort. Daraufhin wurden nach ersten Wortmeldungen der teilnehmenden Gäste, spannende Fragen erörtert, welche Bezug auf politische Entscheidungen und den Einsatzwillen der dort ausgebildeten Sicherheitskräfte nahmen.

Eine rege Diskussion mit Teilnehmenden vor den heimischen Computern

Dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass auch Militärangehörige mit langjähriger Einsatzerfahrung unter den Teilnehmenden vor den heimischen Computern saßen, entwickelte sich schnell eine rege Diskussion, bei welcher auch externe Experten aus dem Publikum ihre Sichtweisen und Erlebnisse zum Besten geben konnten.

Evelin Viehboeck, erläuterte anschließend durch einen Blick in die Historie, als auch Ökologie des Landes, weshalb die afghanischen Verhältnisse so sind, wie sie sich momentan darstellen. Frau Viehboeck schilderte zudem viele persönliche Eindrücke aus erster Hand und machte auf die humanitäre Katastrophe vor Ort aufmerksam, welche mitunter auch der Vegetation des Landes geschuldet sei.

Orte der Begegnung sind unheimlich wichtig für Konfliktparteien

Ergänzt wurden diese ersten Eindrücke von den spannenden Berichten von Frau Dr. Ellinor Zeino, die über die selbstinitiierten Ausreisebemühungen ihrer Mitarbeitenden der Konrad Adenauer Stiftung sprach, welchen es gerade noch rechtzeitig gelang, über den Landweg aus Afghanistan auszureisen, bevor die Taliban die Macht erneut erlangt hatten. Zudem wurde die besondere Relevanz des eigenen Büros als „neutrale Zone“ und „Ort der Begegnung“ für Konfliktparteien im Zentrum von Kabul betont und wertgeschätzt.

Frau Dr. Zeino resümierte unter Zustimmung ihrer Mitreferierenden im Panel, dass viele Afghanen die Verantwortung in vielen Bereichen des Lebens abgegeben hätten, da man meinte, die USA würde nie abziehen.

Mehr Geld führe zu mehr Entwicklung vor Ort, war eine Fehlannahme

Die Einschätzung, dass mehr Geld zu mehr Entwicklung vor Ort führe, sei eine grundlegende Fehlannahme gewesen, die der Westen getroffen und nicht rechtzeitig korrigiert habe, war von mehreren Personen im Zoommeeting zu hören.

Korruption sei und ist nach wie vor ein großes Thema in Bezugnahme auf die Entwicklungsbemühungen des Westens in Afghanistan. Zudem wurde immer wieder von falschen Reformpartnern gesprochen.

Eine Wortmeldung aus den Reihen der Teilnehmenden, eines Oberst a.D., veranschaulichte anhand von zwei Bespielen die Absurdität mancher Entscheidungen vor Ort.

Er führte aus, dass die Ausbildungsbemühungen von afghanischen Polizisten mit westlichen Pistolen, absurd seinen, da jeder Kleinkriminelle vor Ort mit einer Kalaschnikow bewaffnet gewesen sei. Zudem sei der Aufbau eines nach westlichem Vorbild gebauten Polizeireviers vor Ort mit Steckdosen und Toiletten nicht im Sinne des Erbauers, wenn es weder Wasser- noch Stromanschluss in der Nähe gäbe.

Dialogbereitschaft ist Grundlage für eine mögliche Befriedung

Am Ende stand das Fazit, dass man Lehren ziehen sollte, aus Versäumnissen und Fehleinschätzungen der vergangenen Jahre und nur mit ehrlich gemeinter Dialogbereitschaft eine wirkliche Befriedung einer Region wie Afghanistan erreichen könne.

Bei der Verabschiedung schweifte der sorgenvolle Blick der Organisatoren und Referierenden schon gen Ukraine, in der Hoffnung hier auf diplomatischem Weg noch einen Krieg verhindern zu können.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die Teilnahme unserer Gäste und Referierenden für einen gelungenen Abend mit interessanten Impulsen.



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