Unmittelbar nach der erneuten Gewalteskalation im Nahen Osten haben die beiden Bildungsbereiche des HAUS RISSEN ein interdisziplinäres Bildungsprojekt entwickelt. Die Idee: Sicherheitsexperte Dirk Schmittchen und Jugenddidaktiker Marius Fröchling gehen mit Schulklassen in einen interaktiven Austausch zu Problemlagen, Hintergründen und Lösungsmöglichkeiten im Nahostkonflikt.
Und so war am 11. Juni das Gymnasium Allee mit einer Gruppe vor Ort und am 12. Juni das Johann-Rist-Gymnasium.
Rollenspiele und Gruppenarbeiten
Das besondere Wechselspiel der beiden Referierenden kommt gut an: Während Dirk Schmittchen, der Leiter der Geo- und Sicherheitspolitik des HAUS RISSEN, gezielte historische und geopolitische Inputs in die Gruppe einstreut, sorgt Marius Fröchling für schnelle Formatwechsel und eine diskussionsfreudige Atmosphäre.
Mit kleinen Rollenspielen, niedrigschwelligen Gruppenarbeiten und einem guten Timing für Pausen entsteht so ein Rahmen, in dem sich die jungen Leute sichtlich gerne für die Thematik öffnen, eigene Sichtweisen verraten und anregt in die Diskussion gehen.
Konfliktlinien nachgezeichnen
Inhaltlich setzt das Referierenden-Duo in vorbiblischen Zeiten an, arbeitet sich dann schnell ins Jahr des UN-Teilungsplans und analysiert die Geschichte des jungen Staates Israel und der palästinensischen Autonomiegebiete. Dann werden die großen Konfliktlinien nachgezeichnet, aber auch ein Exkurs ins Thema Kolonialismus unternommen. Viele Vergleiche angestellt.
Zusammensetzung der Parteienlandschaft
Schließlich beschäftigt sich die Gruppe mit den politischen Systemen und der Zusammensetzung der Parteienlandschaft in der Region. Unterscheidet radikale von moderateren Kräften, untersucht deren Genese. Neben der Zwei-Staaten-Lösung werden noch andere, weniger bekannte Lösungsmöglichkeiten besprochen und miteinander abgewogen.
Wissensfragmente zusammenzuführen
Didaktisch gilt es Schnipsel zu sortieren, im Group-Pair-Share-Format schnell verschiedene Wissensfragmente zusammenzuführen, einzelne Knesset-Parteien auseinanderzuhalten und ideologisch einzuordnen. Dabei setzt das Seminargeschehen auf überraschende Schauspiel-Einlagen à la „Die Anstalt“, gezielte Video-Einspieler und immer wieder datengetriebene Präsentationsfolien.
Möglich gemacht wurden die beiden Seminare dank der großzügigen Unterstützung von Herrn Raedtke-Müller und Herrn Prieß.
Und was sagen die Teilnehmenden?
- „Ich habe sehr viel gelernt. Außerdem bin ich der Meinung das alle Schüler mal so ein Seminar besuchen sollten.“
- „Historische Vorträge sehr interessant, um auch nochmal eine Expertenmeinung zu haben. Die Aufgaben zwischendurch und das Rederecht für die Schüler haben mir gefallen.“
- „Interessante Inhalte, gemütliche Atmosphäre, gut auf Fragen eingegangen“
- „Mir gefiel, dass wir den Konflikt von allen Seiten betrachtet haben und ich so den Hintergrund detailliert wahrgenommen habe“
- „Mir gefiel es sehr gut, ich wusste vorher wirklich sehr wenig zu dem Thema und hatte nicht gedacht, dass ich in der kurzen Zeit so viel dazu lernen könnte“
- „Hochkomplexe Situation mit keiner simplen Lösung“
- „Mir hat gut gefallen, dass alles interessant erzählt wurde und gut veranschaulicht wurde. Mir ist nicht langweilig geworden und die Gruppenarbeiten waren interessante Aufgaben.“
- „Ich kann jetzt auf alle Fälle die Begriffe (also Israel, Palästina, Hamas etc.) unterscheiden und fühle mich nun insgesamt recht fit in dem Thema“