Prof. Marcel Fratzscher im HAUS RISSEN
Am 10. Juni 2024, einen Tag nach der Europa-Wahl mit Ergebnissen, die erkennen lassen, dass Demokratie angreifbar ist, hat Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, zu einem Thema gesprochen, das für den Zusammenhalt von Gesellschaft und damit auch die Sicherung demokratischer Haltung nicht zu unterschätzen ist:
Der Generationenvertrag – Erfolgreiches Solidarprinzip oder utopisches Wunschkonzert?
Marcel Fratzscher begann mit einer Keynote unter dem Titel „Der neue Generationenvertrag“. Hintergrund: Das, was 1957 unter dem Begriff eingeführt wurde und seitdem immer wieder Anpassungen durchlaufen hat, ist dringend reformbedürftig. An vielen Studienergebnissen und anderen Daten aus der Forschung des DIW machte Prof. Fratzscher deutlich:
Wenn der Spaltung der Gesellschaft, die ökonomisch, sozial, in Fragen des Bildungshintergrunds und anderer wesentlicher Faktoren tendenziell zunimmt, entgegengewirkt werden soll, müssen die Weichen neu gestellt werden.
Immer mehr Menschen und besonders Frauen haben das Risiko, altersarm zu werden und am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen zu können. Für eine stabile Demokratie ist dies fatal.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Juliane Troje, Schulentwicklerin am Landesinstitut Hamburg, und Luis Knoke, junger Mitarbeiter einer Digital Agentur und Hochschul-Dozent wurde – moderiert von der HAUS RISSEN Geschäftsführerin Dr. Gabriela Rieck – das Thema ganz praktisch diskutiert.
Welche Erwartungen kann ein junger Mensch heute an das Rentensystem haben? Was ist eine gute Altersvorsorge? Welche Rolle spielt Bildung – Allgemein- wie konkret ökonomische Bildung – für die Sicherung eines sozial verträglichen Lebensstandards im Alter? Welche Arbeitszeit- und welche Lebensphasen-Modelle haben welche Auswirkungen auf die staatlichen Leistungen und die individuelle Verantwortung Einzelner?
Die vielen Fragen aus dem Publikum und die weiteren Gespräche in lockerer Runde im Anschluss haben gezeigt: Der neue Generationenvertrag – soll er weiter dem Solidarprinzip folgen – muss politisch und gesellschaftlich verhandelt werden und die Bedingungen berücksichtigen, die im 21. Jahrhundert gelten.